Die „Lambert-Familie“ erinnert an „Factory“ von Andy Warhol. War das Absicht?
Am Beginn meiner sogenannten Karriere musste das Undergroundkino werbemäßig ja irgendwie eingebettet werden. Da hieß es dann bei meinem Erstling EX UND HOPP, das sei mit seinen 5000-Mark-Budget (umgerechnet 10.000 €) der billigste Film aller Zeiten. Und ich selber nannte mich auch „Berlins Antwort auf Andy Warhol“. Weniger schmeichelhafte Vergleiche kamen dann von anderen, wie „Fassbinder für Arme“. Das mit der Family hat natürlich eine realistischere Grundlage, denn der harte oder auch weiche Kern von Freunden und Freundinnen war in Haupt- und Nebenrollen viele Jahre lang immer wieder dabei, und die Themen wurden oft von deren Charakteren und Lebensgeschichten geprägt, sodass immer wieder die Frage aufkam: Schauspielern die so gut, oder stellen sie sich nur selber dar? Ich würde sagen, die Mischung macht's.
Wie geht es dir damit, dass der Riesenhype um die Filme der Siebziger und Achtziger in Amerika und Frankreich, aber auch in Deutschland längst vorbei ist?
Ist vielleicht schade, aber für mich nicht besonders schlimm. Früher bin ich zum Beispiel auf dem Weg zur Disco an den langen Schlangen vom Kudamm-Kino vorbeigefahren und war da ein bisschen stolz, aber es hat keine größeren Gefühlsbewegungen in mir ausgelöst. Heute mit 80 Jahren habe ich sowieso andere Sorgen, als mich über die Vergänglichkeit von Ruhm und Ehre zu scheren. Klar freue ich mich, dass die alten Berlin-typischen Filme heute an dokumentarischem Wert gewonnen haben und immer noch Zuschauer mit ihrer speziellen Tragik oder Komik in den Band ziehen können. Aber wenn ich sie jetzt wieder sehe, herrscht bei mir eher Trauer vor über die vielen verstorbenen Weggefährten jeglichen Geschlechts, die keine späte Anerkennung mehr lebendig machen kann.
Du hast ja vor ein paar Jahren eigentlich gesagt, du hörst auf mit der Filmerei, es sei ja auch genug, und hast jetzt doch Interesse an Episodenfilmen gefunden. Da gibt es ja jetzt einen ganz neuen, ein weiterer ist schon in der Mache. Sind das so die Pläne für die nächsten Jahre?
Ich plane eigentlich gar nichts, aber das Leben besteht nun mal aus Episoden und meine Episoden werden filmisch und lebenstechnisch immer kürzer.
Wir werden das weiter beobachten. PINKDOT bedankt sich für das Gespräch.