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© Bild: Yishay Garbasz
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Yishay Garbasz

© Bild: Yishay Garbasz

Ergreifende Intimität, erschütternde analytische Schärfe

Wie lässt sich die transgenerationelle Vererbung von Trauma künstlerisch erfahrbar machen? Die interdisziplinäre Künstlerin Yishay Garbasz sucht in ihren Fotografien, Installationen und Videos nach Antworten auf diese Frage. Die düstere Seite der Menschheit zu begreifen und marginalisierte Stimmen zu verstärken, ist das Leitmotiv ihrer Werke und ihr kreativer Antrieb.

2019 wurde Garbasz in dem Buch „Great Women Artists“ des Phaidon-Verlags als eine der 400 weltweit wichtigsten Künstlerinnen der letzten 500 Jahre aufgenommen. Ihre Werke hat sie unter anderem in Tokyo, Seoul, New York, Berlin, Paris, London und bei der Busan Biennale ausgestellt. Sie lebt und arbeitet seit 2008 in Berlin.

Yishay Garbabsz wuchs als Tochter einer Holocaust-Überlebenden in Herzlia, Israel auf. Die Kultur des Schweigens über den Holocaust, mit der Garbasz großgeworden war, prägte sie nachhaltig. Sie beschloss den Kreislauf, der Trauma von einer Generation auf die nächste überträgt, zu durchbrechen. Mit diesem Schritt waren bereits die Weichen für ihr bedeutendstes Werk gelegt, die umfangreiche Fotoreihe „In My Mother's Footsteps“. Das Fotoprojekt veröffentlichte Garbasz auch als Buch und wurde 2009 für den Deutschen Fotobuchpreis nominiert.

Zuvor studierte die britisch-israelische Künstlerin Fotografie bei Stephen Shore am Bard College in New York und genoss drei Jahre lang im Zen-Gebirgskloster in Mount Tremper eine Zen-Ausbildung. Diese Zeit beeinflusste sie auch als Künstlerin. Garbasz' Herangehensweise zeichnet aus, dass sie den kreativen Prozess zum Teil des Kunstwerks macht. Das Medium versteht sie Hilfsmittel, um mit dem ganzen Geist und Körper zu sehen.

Dieser Ansatz zieht sich durch all ihre Arbeiten durch: Für „Ritual and Reality“ reiste Garbasz durch das Sperrgebiet in Fukushima, um sich dem Trauma nach der Nuklearkatastrophe anzunähern. Bei „The Number Project“ brannte sie sich die KZ-Nummer in den Arm, die ihrer Mutter in Auschwitz tätowiert worden war und dokumentierte den Heilungsprozess der Wunde. Um normative Darstellungen von trans Körpern zu dekonstruieren, entwarf sie für das Projekt „Becoming“ das zweitgrößte Zoetrop der Welt.

Die Kunst von Yishay Garbasz ist radikal und Grenzen sprengend, ergreifend in ihrer Intimität und erschütternd in ihrer politisch-analytischen Schärfe.

PINK.LIFE ist stolz, das Werk der Ausnahmekünstlerin hervorzuheben.