#lesung #lyrik | Alexander Graeff

Lyrisch-kulinarisches (Auf-) Begehren

Von innerlich und surreal bis widerspenstig reicht die lyrische Bandbreite des Wahlberliners. Kulinarische Metaphern ziehen sich wie ein roter Faden durch seinen Gedichtband „Die Reduktion der Pfirsichsaucen im köstlichen Ereignishorizont“. Mal ergründet Alexander Graeff Körperlichkeit und Beziehungen „ohne Kuvertüre“, mal sucht er am „Fingerfoodbuffet der Unmöglichkeit“ Wege gegen das „Kentern und Sinken“ und immer steht Rhythmus im Zentrum und zeichnet seine poetische Stimme aus. Wenn Graeff den Dichtern das Ich klaut, entlarvt er ihre Welt der toxischen Männlichkeit und setzt ihr seine eigenen, queeren Utopien entgegen.

PINK.LIFE freut sich, der widerwilligen Wortkunst des Lyrikers zu lauschen.

Hast du es gesehen
wie mein Bewusstsein
entflammte im Brenn-
spiritus zäh fließend auf
deinem kühnen Mund?
Wie ich lichtern brannte
als das Requisit in
mir inkarnierte?
Mein Kopf in der Klemme
deiner Äste und am Hades
deiner Spur während sich
der Marinadenzucker sammelt
in den Biegungen deiner Knie.
In dem Moment
bebt die Erde als Gewissheit
pflanzt Thymian in
meine See.

Aus: Die Reduktion der Pfirsichsaucen im köstlichen Ereignishorizont. Verlagshaus Berlin, 2019. S. 37.

Simulation der Freiheit

Sich treiben lassen, Strandgut
auf den Schaumkronen der Stadt.
Diese Praline in der Tasche
auf dem Weg, der kein Ziel hat
außer nicht allzu spät eine
Flasche Wodka zu erreichen.

Sich nichts sagen lassen an
diesem einen Abend : Freitag
das Telefon im Anschlag
auf dass Praline
Müßiggang möglicherweise doch
geteilt werden kann.

Die, die sich melden sollen
melden sich nicht
es sind die anderen, die
Unerreichbaren in engen Hosen und
hellem Flaum am Hals
wie zarter Schimmel.

Aus: Die Reduktion der Pfirsichsaucen im köstlichen Ereignishorizont. Verlagshaus Berlin, 2019. S. 41.

Alle Beiträge von Alexander Graeff