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#lyrik #lesung | Alexander Graeff

Normen gegen den Strich geschrieben

Seine Gedichte sind queere Farbtupfer im Literaturbetrieb. Ihr rebellischer Geist wartet in abstrakten Worträumen, zwischen den Zeilen. Er offenbart sich, wenn Alexander Graeff den „hohlen Schrecken vor dem Anderssein“ oder das „Papa-Mama-Kind-Syndrom“ entlarvt – mit einer poetischen Stimme, die Schweres leicht werden lässt. Für den internationalen Tag der bisexuellen Sichtbarkeit liest er den Gedichtzyklus „Jenes Begehren auf Veränderung der Realitäten“. Dieser erschien Anfang September in Kevin Junks Anthologie „Parabolis Virtualis“. Exklusiv für PINK.LIFE präsentiert der QMS-Netzwerker außerdem die zwei neuen Gedichte „Container“ und „Studium“.

PINK.LIFE freut sich, der lyrischen Revolution den Weg zu ebnen.

„Jenes Begehren auf Veränderung der Realitäten“, I bis III [03:45]

Alexander Graeff liest „Löwenmensch“, „Container“, „Studium“ [03:32]

Container

Hohlräume ergeben die

Stadt der Linien die

Abgeriegelt wurde

Darin Verkehr mit wuchtigen

Vehikeln ohne Körpergrenzen

Löschkalk in Schrebergärten

Er weiß was fehlt : konstruktive Konzepte

& die Ziele müssten optimiert werden

Denn nur so steht der Stahl-

Beton mit Bodenwurzeln die

Er so engagiert erträumt

Jedes Wimmeln ist ihm ein Graus

Infernal beklemmend schauderhaft

Jedes Sirren ein Suchen um des Suchens willen

Was er partout verdrängt : den

Aufbruch der amorphen Wesen.

 

Studium

Lang reicht der Stamm des

Familiären Baumes zurück

In den Nebel in den Herbst

Dieses Landes wo einige

Blieben andere vertrieben

Wurden weil sie nicht

Protestantisch waren

In solch ein Umfeld wurde ich

Gegossen als Idee des

Papa-Mama-Kind-Syndroms.

Im Wartezimmer des Lebens

Studierte ich im Hauptsemester

Bezeichnungsfehler &

Beziehungsprobleme

Erhielt Nachhilfe in

Wut & Wille

Scham aber

War der Grundkurs

Meines Aufbegehrens.

 

 

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