Rezension „Schwul. Sexy. Depressiv. – Zwischen Pillen, Sex und Poetry“

von Friederike Suckert

Stef ist schwuler Poetry Slammer, erfolgreich und depressiv. In seinem autobiografischen Band verhandelt er seine Sexualität, das Erwachsenwerden, Rassismus, Polizeigewalt, Liebe und Dating. 

Der Autor hat einen langen Weg zur Identitätsfindung hinter sich. Aufgewachsen in München in einem recht strengen griechischen Elternhaus, ist das Coming-Out vielleicht nicht das Problem, aber was sollen die anderen denken? Die in der Schule jedenfalls nichts Gutes, und so mobben ihn fast seine gesamte Schulzeit psychisch und physisch. Ist er im Sommer mal braun gebrannt, wird er sofort von der Polizei „verdachtsunabhängig“  kontrolliert. Dates enden unglücklich. All diese Geschichten müssen auf eine Bühne und zwischen zwei Buchdeckel. Die kurzen Kapitel wechseln sich mit seiner Poetry ab und durch QR-Codes kann man diese dann auf YouTube performt sehen. Ein guter interaktiver Move.

Nun bin ich alles andere als eine Poetry-Slam-Liebhaberin, weiß aber um die Situation von Menschen in der Szene, die nicht cis männlich, weiß und/oder hetero sind. Den Seelenstrip, den Stef z.B. über die Entstehung seines Namens hinlegt, ist die Repräsentation, die Queers in solchen Kontexten brauchen. Aber auch die Verhandlung seiner mentalen Gesundheit ist einzigartig: Haben das Mobbing und das „Anderssein“ im konservativen Umfeld alles noch schlimmer gemacht oder wären die Depressionen sowieso so stark geworden?

Ein Buch für Einsteiger*innen in die Kunst und alle, die Poetry Slam nach diversen „Alles wird gut“-Hits aus einer düstereren und realistischen Perspektive genießen wollen.

PINKDOT freut sich, rhythmisch zu sprechen.

 

„Schwul. Sexy. Depressiv.“ im Satyr Verlag.