Kunst und Kultur für Neugierige
divers, barrierearm und aktuell

PINK.RADAR mit
Jacky-Oh Weinhaus im
Keller Kreuzberg

Berlin hat den größten queeren Kiez der Welt. Nicht mal San Francisco oder New York haben mehr zu bieten als der Nollendorfplatz und alles, was in den Seitenstraßen dran hängt. Damit jedoch nicht genug: Zum Glück streckt die queere Glitzerkrake ihre Tentakeln über die Grenzen Schönebergs hinaus und erobert immer mehr auch den Rest der Hauptstadt. Genau deshalb schmeiße ich heute erstmals meinen PINK.RADAR an und erkunde für euch, was Berlin neben dem Motzkiez noch buntes in der Auslage hat.

Meine erste Station: Keller Kreuzberg! In der Reichenberger Straße 48 erwartet mich neben dem Geschäftsführer Rop eine Explosion an queerem Lifestyle und Sex. Und das auf zwei Ebenen. Ganz nach dem Motto: „Ich brauche es nicht, will es aber dringend haben”, stürze ich mich in die schrille Shopping-Welt.

Keller Kreuzberg - in Kreuzberg. Warum genau hier?
Die queere Community ist in Kreuzberg stark und auch sehr groß, nur fehlte es in der Ecke hier an dem richtigen Laden. Zuvor musste man immer nach Schöneberg oder zu Frau Rossmann, um Gleitgel zu kaufen. Wir schaffen Abhilfe.

Bei euch gibt es nicht nur Ware für den schwulen Mann. Euer Fokus ist bewusst queer. Warum?
Weil LGBTIQ+ eben nicht nur schwul ist, sondern so viel mehr. Wir möchten zeigen, dass bei uns alle aus dem Buchstabenreigen willkommen sind - und noch mehr. Wir sagen immer: „Wir sind ein queerer Laden für jede Person” - egal ob lesbisch, trans* oder auch hetero. Es geht bei uns um Queer Appreciation, die queere Wertschätzung. Das klingt ziemlich stark, und genau das ist es auch. Es geht um unsere Community und darum, was wir zu bieten haben.

Und was ist es, das ihr zu bieten habt?
Das fängt bei Kunstgegenständen wie Schmuck und Druck an. Wir haben ein großes Sortiment an Büchern, auf Deutsch und Englisch. Viele unserer Produkte sind von queeren Menschen kreiert und hergestellt worden, davon einige auch lokal. Die Vulva-Seifen von Lejlac etwa sind ein handgemachtes Produkt aus Berlin. Einige unserer Illustrator*innen arbeiten mit Riso-Druck hier in Berlin zusammen, zum Beispiel das queere Studio Colorama. Außerdem bieten wir unseren Künstler*innen an, uns um den Druck zu kümmern, der hier in Europa passiert. Zukünftig möchten wir jedoch selbst in den Druck gehen, das heißt, wir möchten unseren Künstler*innen anbieten, hier direkt vor Ort für sie zu drucken. Mehr Infos gerne auf Anfrage.

Das klingt gut. Wo habt ihr eure Finger noch im Spiel?
Wir gestalten auch eigene Produkte. So zum Beispiel unsere Socken, die werden in Polen produziert. Unsere T-Shirts und Hoodies lassen wir in Hannover bedrucken. 

Habt ihr nur mehr oder minder lokale Produkte am Start?
Nein, viele tolle Kreationen stammen aus den USA und Großbritannien. Wir versuchen somit unsere Aufmerksamkeit möglichst vielen unterschiedlichen Kunstschaffenden zu geben. Lokal ist immer super und Berlin ist zum Glück ein buntes Potpourri von Künstler*innen aus aller Welt. Aber alles ist selbst in Berlin nicht zu finden: Es geht nicht immer lokal, wenn du gleichzeitig erschwingliche Preise anbieten möchtest. Eine gesunde Mischung macht es.

Was geht am besten über den Tresen?
Das queere Tarot. An sich ein herkömmliches Tarot-Deck, aber inklusiv und divers gestaltet. Und natürlich die bereits erwähnten Queer-Socken. Ein kleines, aber stolzes Zeichen für die Tragenden.

Dein Laden ist zwar kuschelig, aber bietet mit seinen zwei Stockwerken (ohne Fahrstuhl) und einer durchschnittlichen Eingangstür keine Möglichkeit für Rollifahrer*innen.
Das stimmt leider, aber unser Online-Shop unter www.kellerkreuzberg.com bietet fast alles, was wir auch im Laden verkaufen. Zudem findet man uns leicht auf Instagram unter @kellerkreuzberg wo wir neue Produkte vorstellen.

Danke für das Gespräch, Rop!

Vorbeischauen lohnt. Der nächste Geburtstag naht, und ab und an ist ein bisschen Eigenkonsum für die Selbstwertschätzung eine nahezu unschlagbare Sache. Mit Fächer, Analdusche und queeren Söckchen im Handtascherl mache ich mich auf den Weg und folge dem Sonargepiepse zur nächsten queeren Location.

PINKDOT freut sich über die queere Enklave unweit des Kottis.