Keine PRIDE-Flaggen mehr beim ESC, ein abgesagter CSD in Gelsenkirchen, Neonazi-Märsche gegen Prides und brennende Regenbogenflaggen, wie vor Berlins Bar Tipsy Bears im Mai – Gewalt gegen queere Menschen und Orte nimmt zu. Das bestätigen auch die von der Initiative MANEO dokumentierten Zahlen aus 2024: 738 queerfeindliche Vorfälle und 928 Betroffene in Berlin. Nie zuvor wurden so viele Fälle gemeldet und erfasst – im Vergleich zu 2023 ein Anstieg um acht Prozent. Das Dunkelfeld bleibt riesig, MANEO geht von 80–90 Prozent aus. Auch der Verfassungsschutzbericht 2024 bestätigt die wachsende queerfeindliche Gewalt, vor allem innerhalb der rechten Szene.
Die Zahlen sprechen für sich: Queerfeindlichkeit ist Alltag in Berlin. Und zwar besonders in öffentlichen Räumen. Die Mehrheit der Vorfälle passiert auf Straßen, Plätzen und in Bahnen – Demütigungen, Bedrohungen, körperliche Gewalt. Wer heute queer und sichtbar lebt, lebt gefährlich. Noch beunruhigender ist der Anstieg von Angriffen auf queere Einrichtungen und Gedenkorte um fast 60 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Queere Orte, die Schutz, Gemeinschaft und Sichtbarkeit bieten sollen, werden zunehmend zur Zielscheibe von Eiern, Flaschen und Steinen.
Diese Entwicklungen sind eingebettet in ein gesellschaftliches Klima, in dem rechte Rhetorik wieder lauter, Gender zum Feindbild erklärt und queere Sichtbarkeit in Talkshows zur Kontroverse wird. Aus gewaltvoller Sprache folgen Taten, die das Leben Berliner Queers bedrohen.
Während Prides, insbesondere der CSD, lange eher kommerziell gefeiert wurden – mit viel Glitzer und Tamtam – sollten sie in Zeiten wachsenden Faschismus’ und queeerfeindlicher Gewalt wieder ihren politischen Kern finden. Wir müssen uns daran erinnern, wo sie herkommen: aus dem Widerstand und dem Kampf um mehr Rechte. Heute brauchen wir beides: Einen kleinen Glitzermoment in harten Zeiten sowie eine scharfe Kritik an den queerfeindlichen Entwicklungen in Gesellschaft und Politik.
Sichtbarkeit darf kein Risiko, sondern muss ein Recht sein – geschützt, verteidigt und politisch garantiert. Dafür braucht es mehr als CSD. Es braucht Sicherheit im Alltag, Schutz für queere Orte, Prävention, Aufklärung an Schulen, konsequente Strafverfolgung queerfeindlicher Gewalt, politische Verantwortung und vor allem Solidarität mit allen Queers. Tipsy Bear macht es vor: Nach dem Angriff auf die Bar versammelten sich Queers und Allies zu einer Soli-Aktion mit Musik, Performances und Redebeiträgen – gut sichtbar für alle auf den Straßen. Die große Menschenmenge macht Hoffnung und zeigt: queere Kultur ist mächtiger als ihre Feinde und – gemeinsam sind wir stark und stolz! Happy Pride!
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