Seit 2014 wird er verliehen, der Deutsche Musical-Theater-Preis. Was letztes Jahr einen Ausflug nach Hamburg ins Schmidts Tivoli gemacht hatte, landete dieses Jahr wieder in seinem Heimatnest, dem Theater des Westens in Charlottenburg. Ich war natürlich für euch vor Ort und habe die Preisverleihung erlebt.
Musical. Wenn ich das höre, denke ich leider immer noch viel zu oft nur an Männer in schrillen Outfits, die tanzend und gefühlsschwanger singend über die Bühne schweben. Dass das Wort schwul nicht selten damit in Verbindung gebracht wird, ist kein Geheimnis, doch der Abend hatte mehr zu bieten als nur Schwulis in Strumpfhosen. Die Verleihung war mit queerer Prominenz gespickt wie ein reichhaltiger Party-Igel mit Käse- und Weinbeer-Spießchen: Drag-Stars Conchita Wurst und Sheila Wolf, die Queerbeauftragte der Berliner Polizei Anne von Knoblauch nebst Gattin, Comedy-Legende Thomas Hermanns, Schauspieler Jannik Schümann, Popstar Peter Plate mit Ulf Leo Sommer und so weiter und so fort. Schirmherr und Kultursenator Joe Chialo war verhindert, sendete jedoch mit einem hochcharmanten Handyvideo in Hochkant seine Grüße in den Saal, in dem kein Auge trocken blieb, weder das lachende noch das weinende.
Aber queer ging es nicht nur im Parkett und auf den Rängen zu, sondern auch auf der Bühne. So schaffte es Rosa von Praunheims „Die Bettwurst“ unter die Nominierten als bester Liedtext, Drag-Granate Marcella Rockefeller durfte Preis-Fee spielen und Steffi Irmen, als Amme in „Romeo und Julia“ der heimliche Star der Shakespeare-Adaption, brachte mit dem Rest des Casts und dem zugehörigen Hit „Liebe ist Alles“ das gesamte Theater zum Kochen. Aus den angedachten zweieinhalb Stunden Laufzeit wurden am Ende knapp vier, was nicht nur das Sitzfleisch strapazierte, sondern auch den Durst antrieb. So besorgte ich für mich und meine Begleitung in der Pause für abgefahrene 13 Euro zwei Gläser Sekt, deren 0,1-Liter-Befüllung äußerst genau vorgenommen wurde – und um sicher zu gehen, dass auch niemand einen Tropfen mehr bekam, wurde der Flaschenfüllungsstand mit dem Lineal überprüft, an der Bar herrscht eben noch preußische Akkuratesse. Die saftigen Brause-Preise verdarben uns aber weder den Rest der Show, welcher von Gesangs- und Tanzeinlagen u.a. von Alexander Auler aufgepeppt wurde, noch die mitreißende Stimmung im Saal. Für Standing Ovations sorgte die Übergabe des Ehrenpreises an Regisseur Stefan Huber, der für seine herausragenden Leistungen der letzten Jahre geehrt wurde. Gezeichnet von der Krankheit ALS, trug in dessen Namen sein Ehemann die mehr als berührende Dankesrede vor und hat nicht nur bei mir den Tränenknopf gedrückt.
Was ich auf keinen Fall vergessen möchte zu erwähnen ist die Hostess des Abends: Katharine Mehrling hat mit Wortwitz, Gesang, dezent-großartigen Outfits und dem ein oder anderen Seitenhieb äußerst charmant durch den Abend geführt und dem Publikum mit ihrer großen, aber herzlichen Klappen reichlich gute Laune beschert.
PINKDOT freut sich über das Zehnjährige im nächsten Jahr.
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