In Berlin kennt man euch vor allem aus dem Kieztheater Pfefferberg. Wie habt ihr euch eigentlich gefunden?
Roger: Ich habe Ende der Neunziger ein Jugendtheater geleitet, da hat Andreas seine erste Theatererfahrung erlebt. Wir haben außerdem viele Foto-Shoots und Kostümshows gemacht, immer mit ausladenden Gewändern und viel Schminke, der Schritt zur Travestie war also nur ein kurzer.
Andreas: Wir standen jahrelang mit dem Hexenkessel Hoftheater im Monbijoupark auf der Bühne, und als es da mit den ‚Märchenhütten‘ losging, wo wir Grimms Märchen aufführten, kam Roger der Gedanke, auch „Schneewittchen“ zu spielen und die Rollen selbst zu übernehmen. Und so wurde Pink Grimm geboren, mit zwei Tunten.
Roger: Wir haben die Idee aber erst vor zwei Jahren wieder ausgemottet, für gut befunden und nun ein ganzes Abendprogramm ausgestaltet für das BKA-Theater, wo Pink Grimm auch hingehört: Hier treffen sich die queeren Communitys, hier werden ab sofort auch Märchen performiert, und wir sind gespannt, wie das in Kreuzberg aufgenommen wird.
Am 10. Juli ist also Premiere von „The Sleeping Beauties“ – was erwartet das BKA-Publikum denn diesen Sommer von euch?
Andreas: Es wird niemanden überraschen, dass wir Märchen zerschreddern und neu zusammen setzen, nur eben queer. Aber es wird eine ganz neue Erzählung werden, und auf der Bühne werden wir, dann als Rottscha und Andi Buletten, prominenten Märchenfiguren wie Rotkäppchen und Aschenbrödel begegenen.
Roger: Es geht also um zwei Schauspieler, die sich auf ihre große Show vorbereiten, wobei wir viele neue Rollen spielen dürfen, natürlich in einem Märchenkontext. Das Publikum erfährt dabei auch immer mehr über die beiden, bevor es dann zum Grande Finale kommt.
Die Grimms haben über 200 Märchen gesammelt und weltbekannt gemacht. Weshalb habt ihr euch gerade „Dornröschen“ als zentralen Showstopper gewählt?
Andreas: Wer wird nicht gern von einem Prinzen wachgeküsst? Außerdem sind Schönheit und Neid, Jugendwahn und Geilheit doch queere Alltagsthemen. Alle schwulen Männer ab einem bestimmten Alter wissen doch, wie sehr sich die Nachfrage auf Grindr mit jedem Jahr verringert. Auch die zugeschriebenen Rollen der Frau – die zarte Unschuld, die fiese Alte – da hat sich ja jetzt nicht so viel getan.
Roger: Hier sind viele Archetypen in den Figuren versteckt. Unser Regisseur Matthias Mosbach kommt von der Ernst-Busch-Schule, war lange am Berliner Ensemble, und das ist schon ein schöner Gegensatz zu unserem Spiel mit Travestie. Da wird das Spielerische mit Tiefe versetzt, was unser Programm letzlich ausmacht. Also das ewige Warten auf den Traumprinzen gehört thematisch schon zum Pride Month.
Mit ihrem ersten Programm „The Sleeping Beauties“ debütieren die Queens im BKA.
Ich muss da jetzt mal psychoanalytisch nachhaken: Warum bleiben zwei mittelalte Herren an Kindermärchen kleben?
Roger: Diese Märchen waren ja nie für Kinder gedacht. Sie waren immer ein Abbild der Gesellschaft, von den Grimms fabelhaft zusammengeführt in Texte, die dann irgendwann Eltern ihren Kindern vorlasen. Aber Grimms Märchen waren immer brutal, hier wird ständig vergiftet und verheiratet und gemordet, und das haben wir in den letzten fünfzehn Jahren natürlich inhaliert, wir können das auch gar nicht mehr loslassen.
Andreas: Außerdem ist da so viel drin. Alle Abgründe der Menschheit werden dort zusammengefasst und der Gesellschaft so der Spiegel vorgehalten. Und das macht es halt so reizvoll für uns, weil wir zudem noch Gender und Sexualitäten der Figuren hinterfragen. Nur weil heute alle Märchen durch den Disney-Filter betrachtet werden, können wir ja trotzdem fragen, was diese sieben berühmten Zwerge da im Wald so alles machen.
Herrlich, wir freuen uns auf euer Sommermärchen im BKA.
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