Bildinfo
© Bild: Léon Barande
schließen

Léon The Singer im Interview – „Das ist jetzt meine Chance!” 

23.03.2022 – Der französische Musiker Léon The Singer ist der Shooting Star der queeren New-Wave-Szene. Sein neues Album „The Noise Beside Your Thoughts“ kombiniert Synthpop mit Berlin-Flair und wird diesen Freitag offiziell released. Morgen präsentiert Léon die neuen Songs live in Neukölln.

Léon, wie bist du zur Musik gekommen? Ich habe mit 14 Jahren angefangen meine eigenen Songs zu komponieren, mit Klavier und Synthesizer. Außerdem habe ich vorher schon zeitgenössischen Tanz gemacht. Ich bin mit sehr viel 80er Musik groß geworden, Depeche Mode, Eurythmics und so weiter. Daher schien es wie eine natürliche Entwicklung, dass ich irgendwann selbst elektronische, New-Wave-mäßige Popmusik machen würde. Ich bin ziemlich froh, dass die 80er wieder im Trend sind. Ich dachte: „Das ist jetzt meine Chance!” Meine Musik ist aber ein Mix verschiedener Einflüsse. Meine großen vier Vorbilder sind Madonna, James Blake, Nina Simone und Frank Ocean.

Dein neues Album heißt „The Noise Beside Your Thoughts“. Was macht den Longplayer für dich besonders? Das Album hat so einen Berlin-Vibe, das haben auch andere schon gesagt. Ich lebe inzwischen wieder in Frankreich, aber habe das Album in Berlin aufgenommen. Ich liebe Berlin, es ist so eine kreative Stadt! Immer, wenn ich hier bin, werde ich sofort inspiriert. Mein Leben und meine Reise hier habe ich musikalisch eingefangen. Ich finde es toll, dass man das dem Album anhört.

Du beschreibst das Album auch als New-Wave-Oper. Was hat es damit auf sich? New Wave, weil die Musik sehr synth-lastig und düster ist. Oper, weil ich das Album in drei Akte strukturiert habe. Als ich mit einer befreundeten Musikerin darüber gesprochen habe, merkte sie an: „Das ist ja die Struktur einer Oper!“ Und sie hatte recht. Ich habe das Album unbewusst so gegliedert, dass der erste Akt als eine Einführung in die Themen funktioniert, die mich beschäftigen, der zweite Akt diese vertieft und der dritte Akt den Höhepunkt bildet. Also, quasi wie eine Oper.

Was sind denn die Themen, die dich beschäftigen? Alles, worüber mir eigentlich unangenehm ist zu sprechen. Als Corona kam, habe ich mir vorgenommen meiner Intuition zu folgen und nur für mich Musik zu machen, nicht für andere. Getreu dem Motto: Wenn es mir gefällt, wird es vielleicht auch anderen gefallen. Ich hatte also nicht direkt eine Veröffentlichung geplant und mich an Themen gewagt, über die ich sonst vielleicht keine Songs gemacht hätte: Zum Beispiel über meine Sexualität und die LGBTIQ*-Welt. Ich habe mich oft in der Szene nicht willkommen gefühlt. Es gibt viele Klischees und Erwartungen an dich, wie du dich als schwuler Mann zu verhalten hast. „One Night Stand“ ist ein Song, der darauf eingeht und, den ich ursprünglich nur für mich gemacht hab. Ansonsten beschäftigen mich auch moderne Technologien. Ich finde es zum Beispiel weird, dass so viel zwischenmenschliche Kommunikation über irgendwelche Programme und Apps passiert.

Dein Album ist bereits auf Bandcamp und PINK.LIFE zu hören, aber der offizielle Release ist erst am Freitag. Was bedeutet das? Am 25. März wird das Album auf allen üblichen Musik-Streamingseiten verfügbar sein, also Spotify, Deezer und iTunes. Außerdem habe ich auch CDs gepresst. Ich weiß, dass heutzutage wenige Leute noch CDs hören, außer vielleicht im Auto. Aber ich habe ein Digipack mit 44 Seiten anfertigen lassen, mit Lyrics und Bildern, die zur Stimmung passen und graphisch vermitteln, worum es bei den drei Akten geht. Es ist wie das Begleitheft zu einer Opern-Vorstellung. Passend dazu habe ich am Donnerstag, den 24. März, auch eine Live-Show in Neukölln.

Willst du mit dem Digipack Hörer*innen dazu inspirieren, das Album bewusst zu hören, anstatt nur nebenbei? Ja, das ist genau das, worum es mir geht. Ich liebe es ganze Longplayer zu hören und mich darauf einzulassen. Das habe ich auch gern in Lockdown-Zeiten gemacht: Ganze Alben durchgehört auf langen Spaziergängen. Heutzutage nehmen wir uns selten die Zeit dafür.

Damit sind wir wieder bei den Technologien angelangt: Spotify und Co. ermöglichen uns schnell all die Musik zu finden, die uns interessiert. Vielleicht zu schnell? Ja, man hört hier und da mal einen Song oder ganze Playlisten. Das ist alles toll, aber manchmal geht dabei auch die Botschaft der Künstler*innen unter.

Apropos Online-Plattformen: Warum machst du bei PINK.LIFE mit? Ich finde es toll, dass ihr ein LGBTIQ*-Kollektiv seid und trotzdem sehr offen. Ich glaube nicht an Exklusivität. Ich will mich nicht nur mit Menschen umgeben, die so sind wie ich. Die Idee, mich von Heteros fernzuhalten, darum ging es mir nie. Ich will lieber die Menschen öffnen für queere Perspektiven und all die Möglichkeiten. Als du mich angeschrieben und von PINK.LIFE erzählt hast, dachte ich: Das ist mein Vibe!

Gibt es einen Fun Fact über dich? In der Zeit, in der ich „The Noise Beside Your Thoughts“ geschrieben habe, bin ich acht mal innerhalb von Berlin umgezogen. Die Songideen sind zum Teil in Bussen, Zügen, Autos oder auf dem Fahrrad entstanden.

Live-Show - Léon The Singer: Upstairs Basement Pres.
Donnerstag, 24. März 2022, ab 21 Uhr
Location: TBA - Secret Upstairs Basement (Neukölln),
Ort wird nach Ticketkauf mitgeteilt

Alle Beiträge von PINK.LIFE-Redaktion

Künstler_in Seite