Ich war für euch in der Staatsoper Berlin und habe wirklich alles erwartet, nur nicht das! Klaus Nomi, nicht-binäre Explosion an Stimmgewalt, schwebend zwischen Callas und Kastrat, wird im neuen Stück „Don‘t you Nomi?“ zum Zentrum der nach ihm benannten Hommage von Julia Lwowski. Und es passierte in diesem Stück viel, sehr viel. An Gefühlsregungen ist alles dabei: Lachen, Wut, Zuversicht und Erstaunen, zwischendrin perlten Tränen über mein geschminktes Gesicht, bis am Ende pure Begeisterung durch klatschenden Applaus den Saal erfüllte.
„Don‘t you Nomi?“ ist eine buchstäbliche Reise durch das Leben – und auch die Inspirationen – des Countertenors in einem unscheinbaren Flur eines Nebengebäudes. Und nicht vor der Hauptbühne, sondern in der intimen Atmosphäre des Orchesterprobensaals fanden sich Publikum und ich erst dann ein, nachdem wir zuvor von einem der sechs auftretenden Nomis durch die Katakomben des Opernkomplexes geleitet wurden. Ganz im Stimmstil des 1983 an AIDS verstorbenen Künstlers, entführte uns ‚Haupt-Nomi‘ Nils Wanderer in dessen eigene Welt, geprägt von kalter Ausgrenzung und sozialen Zwängen, aber auch von Kreativität, Ruhm und Experimentierfreudigkeit an Sound, Licht und Kostümen. Die unterschiedlichen Lebensstationen des Ausnahmetalents fanden Platz in dem Musikstück, ebenso wie sein frei interpretierter, breitschultriger Signature-Look. Durch Stapel an flimmernden Röhrenfernsehern und dem Charme zartrosa-farbener Alpenveilchen werden die Siebziger und frühen Achtziger förmlich spürbar. Nicht nur Nomis Durchbruch bei „Saturday Night Live“ oder sein Auftritt bei Thomas Gottschalks „Na Sowas!“ drei Jahre später werden erzählt, sondern auch die sozialen Probleme, mit denen er nach seiner HIV-Infektion zu kämpfen hatte.
Langeweile kam zu keiner Zeit in der Zwei-Stunden-Aufführung auf. Neben dem Gesangsvolumen von Nils Wanderer überzeugten mit viel Energie und Barbusigkeit eine sehr präsente Cassie Augusta Jørgensen, begleitet von Gina Lisa Maiwald, ebenfalls als Nomi und schriller Thomas Gottschalk, Ingeborg Brüssow als Maria Callas sowie Alexander Iezzi und Roman Lemberg als Nomi und an den Instrumenten. Und wer jetzt denkt, es sei nur ein Stück zum Zusehen, wird schnell aus dem Sitzpolster gerissen: Immer wieder wurde das Publikum mit ins Stück einbezogen. Wie genau fragt ihr euch? Findet es heraus.
„Don‘t you Nomi?“ spielt noch bis 21. Oktober 2024 im Orchesterprobensaal der Staatsoper Berlin.
Wir verwenden Cookies, damit wir Dir die bestmöglichen Informationen und Services auf unserer Website bieten können. Mit der Nutzung der Website stimmst Du der Verwendung von Cookies zu. Datenschutz | Impressum
Diese Cookies sind unbedingt erforderlich, um Dir eine funktionsfähige, sichere und stabile Website zur Verfügung stellen zu können. Es werden keine personen-bezogenen Daten gespeichert.
Diese Cookies messen, auf welche Weise Kunden und Interessenten unsere Website nutzen. Daraus leiten wir dann anonyme Statistiken ab, die es uns ermöglichen, die Bedürfnisse der Website-Besucher besser zu verstehen und die Website entsprechend anzupassen und zu verbessern.
Diese Cookies ermöglichen das Anzeigen von unternehmensrelevanter Werbung auch auf Online-Plattformen unserer Partner. Personenbezogene Daten werde nicht direkt gespeichert, basieren aber auf der Identifizierung des Browsers und Internet-Gerätes unserer Website-Besucher.
Diese Cookies ermöglichen die Erfassung von Informationen zur Nutzung sozialer Media Dienste, die wir auf unserer Website verwenden. Sie sind in der Lage Ihre Browseraktivität über Websites zu verfolgen.