Ich als gebürtige Bajuwarin und ehemalige Kurzzeitmünchnerin war zur CSD.Saison 2023 mal wieder in der Stadt und – neben der Verzückung durch nostalgische Gefühle – ebenso entsetzt: alle Kultläden, die es zu meiner Jugend u.a. im Glockenbachviertel gab, sind verschwunden. Alteingesessene Lokalitäten mit wohlklingenden Namen wie Rubin, das alte New York, Harry Klein oder auch Partyschlachtschiffe wie Jenny tanzt! sind Vergangenheit. Doch müssen die queeren Reisenden und Ortsansässigen um Safe Spaces bangen oder gibt es immer noch bunte Ecken, die den Lesben, Schwulis und Drags im Süden des Freistaats eine Anlaufstelle bieten? Ich hab mich für euch nicht nur in den Tag, sondern auch in die Nacht gestürzt und mit Lokalkönigin Sabine Maultäschle München gebumst. Aber was hat die Isar-Metropole zu bieten, außer Weißwurst bis 11 und dem einen oder anderen Crémat danach? Sowohl Traditionslocations wie das Prosecco oder der MLC Löwenclub sind nach Jahrzehnten immer noch am Start und bieten neben dunklen Ecken für Fetisch-Elsen auch Popmusik, Kaltgetränke oder, wie in der Deutschen Eiche, Schweinshaxen vorn im Restaurant und Anal hinten in der angeschlossenen Sauna. Die bayerische Landeshauptstadt hat aber nicht nur Klischee-Gastro zu bieten.
Das Wohn- und Kulturzentrum Bellevue di Monaco, das nicht nur Geflüchteten einen Unterschlupf bietet, sondern samstags auch zum Social Brunch lädt. Mit einer Karte zum Ankreuzen stellten wir uns selbst zusammen, was auf dem Teller landete: Levantische Köstlichkeiten wie Hummus und Baba Ghanoush rundeten wir mit zwei Stücken hausgemachten Kuchens ab. Kein rein queerer Laden, aber divers aufgestellt und mit Lust auf eine bessere Zukunft: Plakate gegen Nazis, viele Flyer für bunte Veranstaltungen, und zudem war das Restaurant das Streaming-Studio für den '21er CSD. Nicht nur Team, Speisen und ein Sportplatz auf dem Dach verwandeln den gesamten Laden in einen der heißestens Spots im Glockenbachviertel. Zusammen mit dem klaren architektonischen Mid-Century Vibe und seinen riesigen Fenstern, ist das Bellevue di Monaco mein persönliches Highlight.
Ums Eck lassen sich LEZ und Sub finden: Zwei Einrichtungen, die nicht nur mit ihrem Fokus auf lesbisches Leben bzw. dem schwulen, bisexuellen und trans*identen Mann punkten, sondern auch mit einem breiten Programm. Neben Café- und Barbetrieb bieten hier unterschiedliche Selbsthilfegruppen und Freizeitaktivitäten die Möglichkeit, sich zu vernetzen – oder eben mit den Dämonen des Alltags besser umgehen zu können. Nach einem alkoholfreien Bier und flotter Musik im sehr gut besuchten Sub trieb uns der Hunger dann Richtung Dinner. Mit traditionellem Touch, aber keineswegs verstaubt, lockte uns das Wirtshaus Fesch in seine modern-urige Gaststube. Vom ehemaligen Harry Klein-Betreiber Peter Fleming zusammen mit Maria Magdalena Neumann, Johann Eder und Peter Süß unlängst eröffnet, bot sich uns eine reichhaltige, recht fleischlastige Speisekarte. Aber auch die geneigte Veganerin wird nicht enttäuscht. Auf der saisonalen Wochenkarte gibt es vegetarische und vegane Optionen, dazu natürlich eine große Auswahl an Bieren, Softdrinks, Wein. Und für die Raucher*innen unter uns steht das Raucherbankerl vor der Tür bereit. Der durch hell gebeizte Wirtshaustische und Heiligenfiguren erzeugte rustikale Gasthaus-Charme wird durch moderne Malereien, flotte Elektromucke und ein junges, internationales, queeres Team durchbrochen. Unser Kellner Banki war eine wahrhaftige Süßmaus: Super Service, schnell und wahnsinnig niedlich. Die Speise meiner Wahl: vegane Tomatenspätzle, damn Gørl! Sah zunächst nach wenig aus, lag aber einfach an dem Riesenteller. Ich war danach sehr gut gesättigt und bereit für den Ritt durchs Münchner Nachtleben. Zieht euch was Süßes an, dann gehen wir tanzen.
PINKDOT freut sich über noch mehr queeres Holz vor den Münchner Hütten... in Teil 2.
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