Kritik: Love Lies Bleeding
Theresa Bittermann
New Mexico, 1989: Jackie (Katy O’Bryan) ist eine Bodybuilderin, die auf der Straße lebt und nach Las Vegas trampt, um an einem Bodybuilding-Contest teilzunehmen. Auf der Suche nach einem Job trifft sie auf Lou (Kristen Stewart), die im Fitnessstudio ihres Vaters arbeitet und dort Mitglieder*innen mit Steroiden versorgt – so auch Jackie, die promt mit Lou beginnt zu knutschen.
Der Auftakt des zweiten Spielfilms der lesbischen Regisseurin Rose Glass („Saint Maud“) beginnt also sehr sexy mit zwei Frauen, die sich verlieben. Die leicht skurrile Liebesgeschichte eskaliert jedoch schnell in psychische Kontrolle, Manipulation und Gewalt. Plot-Twist: Mord, Bodyhorror und Familientrauma. Unbehaglich und manchmal kaum auszuhalten, wird erzählt, wie Jackie zur Mörderin wird und auch Lous kriminelle Vergangenheit aufdeckt. Die Erwartungen an das Finale steigen, doch leider kippt es ins Surreale und wird dem Film nicht gerecht.
Die überzeugende Darstellung der beiden Schauspielerinnen, die visuelle Ästhetik sowie die gelungenen Neo-Noir-Momente machen „Love Lies Bleeding“ dennoch zu einem Must-See, vor allem, weil der Film – verliehen von der aktuell hippsten Filmproduktionsgesellschaft A24 - lesbisches Leben normalisiert, real umfasst und nicht der typisch klischierten Erzählung von Coming-out folgt. Dadurch kommt der Film als Wegbereiterin, gar Türöffnerin der Filmsparte Lesbisch/Queer, hebt das Niveau auf ein anspruchsvolles und setzt gleichzeitig ein Zeichen für komplexes und exzellentes Kino. Es bleibt abzuwarten, wann Deutschland dieser Qualität folgt.
PINKDOT hat jetzt übrigens einen Crush auf Katy O‘Bryan.