Kunst und Kultur für Neugierige
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#ukraine #community #ukrainisch #gastbeitrag | Danylo Poliluev-Schmidt

Ohne Queers keine Ukraine, ohne Ukraine keinen Pride

Im Ausland zu leben ist eine schwierige und komplizierte Aufgabe für diejenigen, die ihre Heimat verlassen mussten, um einen besseren Ort, ein neues Leben, ein neues Zuhause zu finden. Obwohl wir in einer modernen Welt leben, in der man jederzeit telefonieren und Videoanrufe tätigen kann, um seine Familie und Freund*innen in der Heimat zu sehen, bleiben die Emotionen dieselben. Während die Distanz durch wissenschaftliche und technologische Fortschritte geschrumpft ist, haben sich unsere Gefühle nicht verändert. Wir können unsere Emotionen nicht verschwinden lassen oder verkleinern; sie bleiben konstant. Wenn ich mich traurig oder leer fühle, wenn ich Heimweh habe, kann ich diese Leere nicht durch noch so viele Videoanrufe, tröstendes Essen oder Themenpartys füllen.

Dorothy sagt in Der Zauberer von Oz zu Tante Em: „Oh, aber egal, Toto, wir sind zu Hause. Zuhause! Und das ist mein Zimmer, und ihr seid alle hier. Und ich werde niemals wieder hier weggehen, weil ich euch alle liebe, und es gibt keinen Ort wie das Zuhause!“ Oder gibt es ihn doch? Ein solcher Ort ist das großartige Berlin, wo alle eine einladende Ecke finden können, ob queer, schwul, lesbisch oder anders. Es gibt immer einen Platz für alle.

Leider gab es bis vor kurzem nur wenige Orte speziell für die ukrainischsprachige LGBTIQ+ Gemeinschaft in Berlin. Dies ist historisch mit der Teilung Deutschlands und der Besetzung durch die Sowjetunion verbunden. Während dieser Zeit zogen viele russifizierte Einwanderer*innen in die ehemalige DDR und schufen einen, vom russischen Imperialismus geprägten Lebensraum. Da die LGBTIQ+ Gemeinschaft in der Ukraine, Polen und anderen Ländern nach der sowjetischen Besetzung ein sehr abgeschotteter Teil der Gesellschaft blieb, gab es keine echte Befreiungsbewegung oder einen bedeutenden Vorstoß für Menschenrechte. All dieses Gepäck brachten diese Menschen in den 1990er und 2000er Jahren nach Berlin.

Jetzt gibt es eine neue Generation von Ukrainer*innen wie mich, die mit den Werten der Freiheit, Unabhängigkeit und Demokratie aufgewachsen sind, die den Kampf für Menschenrechte einschließen. Wir wollten mehr. In der Schule haben wir nur Ukrainisch und eine weitere Fremdsprache gelernt, um so kohärent wie möglich miteinander zu bleiben. Jetzt, mit der Migration, gibt es ein großes Bedürfnis, dieses Heimatgefühl zurückzubringen. Dazu gehören LGBTIQ+ Rechte, die Heimatsprache, Heimatessen und gemeinsame Werte.

Die Situation in Berlin war jedoch für ukrainische LGBTIQ+ Personen herausfordernd. Die bestehenden queeren Gemeinschaften in Berlin waren überwiegend russischsprachig und hatten Schwierigkeiten, die Bedürfnisse der Ukrainer*innen zu berücksichtigen. Dasselbe passierte mit der polnischsprachigen Gemeinschaft, die ebenfalls zu klein und eher unsichtbar war. Dies führte zu einem Gefühl der Isolation unter ukrainischen LGBTIQ+ Personen, die sich zwischen kulturellen und sprachlichen Gräben gefangen fühlten.

Man könnte fragen, welche spezifischen Bedürfnisse ukrainische Queers haben, die separate Organisationen und Räume erfordern. Die Antwort liegt in mehreren Schlüsselbereichen, die sich aus persönlichen Erfahrungen und den Erkenntnissen meiner Freunde ergeben:

  1. Dekolonisierung der Vergangenheit: Es besteht ein starkes Bedürfnis nach der Dekolonisierung unserer Geschichte und der Erforschung von Homosexualität in historischen Epochen wie dem Hetmanat, der Ukrainischen Volksrepublik und der sowjetischen Besatzung. Das Verständnis unserer Vergangenheit, frei vom Schatten des russischen Imperialismus, ist entscheidend für den Aufbau einer starken und stolzen ukrainischen Identität innerhalb der LGBTIQ+ Gemeinschaft.

  2. Sprachliche und kulturelle Barrieren: Die sprachlichen und kulturellen Barrieren, die uns von anderen Gemeinschaften trennen, bieten zusätzliches Potenzial für die Konsolidierung der ukrainischen LGBTIQ+ Gemeinschaft in Berlin. Unsere Sprache ist mehr als nur ein Kommunikationsmittel; sie ist ein wesentlicher Bestandteil unserer Identität und unserer Verbindung zur Heimat. Kulturelles Verständnis und gemeinsame Erfahrungen helfen, ein Zugehörigkeitsgefühl zu fördern, das für alle Migrant*innen von entscheidender Bedeutung ist.

  3. Sichtbarkeit von LGBT+ Soldat*innen aus der Ukraine: Die Sichtbarkeit von queeren Soldat*innen aus der Ukraine hat viele schwule, lesbische, bi, trans und andere Menschen in der Ukraine wachgerüttelt. Diese Soldat*innen haben gezeigt, dass die Zugehörigkeit zur LGBTIQ+ Gemeinschaft nicht zwangsläufig eine linksorientierte Sichtweise bedeutet; es gibt auch konservative oder zentristisch-liberale Perspektiven innerhalb der Gemeinschaft. Ihr Mut, für die Souveränität der Ukraine zu kämpfen und gleichzeitig die LGBTIQ+ Gemeinschaft zu vertreten, war inspirierend und hat dazu beigetragen, Stereotypen zu hinterfragen und das Verständnis dafür zu erweitern, was es bedeutet, queer in der Ukraine zu sein.

  4. Auswirkungen des russisch-ukrainischen Krieges: Der anhaltende russisch-ukrainische Krieg hat viele ukrainische Menschen, auch in der LGBTIQ+ Gemeinschaft, dazu gebracht, sowohl zu Hause als auch in ihren neuen Heimatländern für ihre Rechte zu kämpfen. Dieser Kampf wird oft unabhängig, ohne die Unterstützung eines 'großen Bruders', nur mit den eigenen Kräften und Ressourcen geführt. Der Krieg hat die Bedeutung von Solidarität und gegenseitiger Unterstützung innerhalb der ukrainischen LGBTIQ+ Gemeinschaft, sowohl in der Ukraine als auch im Ausland, verdeutlicht.

Während sich dieser Raum weiterentwickelt, können wir die Veränderungen und Fortschritte beobachten. Zum Beispiel gab es beim Berliner CSD einen weiteren ukrainischen Wagen, und viele Menschen waren in ukrainischen Farben gekleidet, um ihre Unterstützung für die ukrainische LGBTIQ+ Gemeinschaft zu zeigen, ähnlich wie bei den Pride-Veranstaltungen in Kyjiw oder Charkiw. Diese sichtbare Präsenz bei einer so wichtigen Veranstaltung unterstreicht die wachsende Anerkennung und Solidarität in der weiteren Gemeinschaft.

Es gibt auch eine sehr interessante und relativ neue Organisation namens KwitneQueer, die bedeutenden Fortschritte bei der Unterstützung der ukrainischen queeren Gemeinschaft in Berlin macht. Darüber hinaus gibt es Organisationen für HIV+ Menschen, die entscheidende Unterstützung und Ressourcen liefern. Diese Organisationen bieten nicht nur wichtige Dienste, sondern geben uns auch einen außergewöhnlichen Einblick in die Vielfalt der ukrainischen queeren Gemeinschaft in Berlin. Sie zeigen uns, wie unterschiedlich und vielfältig die ukrainische Gemeinschaft ist und gleichzeitig, wie vereint diese vielfältige Gruppe unter allen Umständen bleibt.

KwitneQueer, Vitsche e.V., PositiveMenschen u.a. sind Leuchttürme der Hoffnung und Einheit für Viele geworden. Es repräsentiert das Aufblühen einer neuen ukrainischen Identität innerhalb der queeren Gemeinschaft – eine, die stolz, widerstandsfähig und inklusiv ist. Durch die Bereitstellung eines Raums für ukrainische LGBTIQ+ Personen, um sich zu verbinden, Erfahrungen auszutauschen und sich gegenseitig zu unterstützen, trägt KwitneQueer dazu bei, eine stärkere, kohärentere Gemeinschaft aufzubauen. Ihre Arbeit geht über soziale Zusammenkünfte hinaus; sie sind in den Bereichen Advocacy, Bildung und kulturelle Bewahrung aktiv, um sicherzustellen, dass ukrainische queere Stimmen sowohl innerhalb als auch außerhalb der Gemeinschaft gehört und respektiert werden.

Die Widerstandsfähigkeit der ukrainischen LGBTIQ+ Gemeinschaft in Berlin ist ein Zeugnis für die Stärke und Entschlossenheit ihrer Mitglieder. Trotz der Herausforderungen durch Sprachbarrieren, kulturelle Unterschiede und den anhaltenden Konflikt in der Ukraine hat es diese Gemeinschaft geschafft, sich in einer der vielfältigsten und dynamischsten Städte der Welt einen Platz zu erkämpfen. Es ist ein Raum, in dem sich ukrainische queere Menschen auch fernab ihrer Heimat wie zu Hause fühlen können.

Abschließend lässt sich sagen, dass die ukrainische LGBTIQ+ Gemeinschaft in Berlin nicht nur überlebt; sie gedeiht. Durch Organisationen wie KwitneQueer und die sichtbare Unterstützung bei Veranstaltungen wie dem Berliner CSD behauptet diese Gemeinschaft ihre Präsenz und beansprucht ihren Platz innerhalb der breiteren LGBTIQ+ Landschaft. Die Reise ist noch lang nicht zu Ende, aber jeder Schritt nach vorn ist ein Sieg für Menschenrechte, kulturelle Bewahrung und den unerschütterlichen Geist eines Volkes, das sich weigert, zum Schweigen gebracht oder ausgelöscht zu werden. Gemeinsam bauen wir weiterhin ein Zuhause fernab der Heimat auf – einen Ort, an dem wir unser wahres Selbst sein, unsere Sprache sprechen, unsere Kultur teilen und uns gegenseitig im fortwährenden Kampf für Gleichberechtigung und Gerechtigkeit unterstützen können.

без ЛГБТ+ немає України, без України немає прайду

Життя за кордоном — це складне й непросте завдання для тих, хто покинув свою батьківщину в пошуках кращого місця, нового життя, нового дому. Хоч ми і живемо в сучасному світі, де можна будь-коли зателефонувати або здійснити відеодзвінок, щоб побачити свою родину та друзів у рідному краї, емоції залишаються незмінними. Хоча відстань скоротилася завдяки науковим і технологічним досягненням, наші почуття не змінилися. Ми не можемо змусити наші емоції зникнути або зменшити; вони залишаються постійними. Якщо я відчуваю смуток чи порожнечу, коли маю тугу за домом, я не можу заповнити цю порожнечу жодною кількістю відеодзвінків, затишної їжі чи тематичних вечірок.

Дороті у фільмі "Чарівник країни Оз" каже тітці Ем: "О, але все одно, Тото, ми вдома. Дім! І це моя кімната, і ви всі тут. І я більше ніколи не залишу це місце, бо люблю вас усіх, і немає місця, як дім!" А чи є таке місце? Таким місцем є велике місто Берлін, де кожен може знайти привітний куточок, чи то квір, гей, лесбійка або інший. Тут завжди є місце для кожного.

На жаль, до недавнього часу було мало місць спеціально для українськомовної спільноти ЛГБТ+ у Берліні. Це історично пов’язано з поділом Німеччини та окупацією Радянським Союзом. У цей час багато русифікованих мігрантів переселилися до колишньої Східної Німеччини, створюючи простір, насичений російським імперіалізмом. Оскільки ЛГБТКІА+ спільнота залишалася дуже закритою частиною суспільства в Україні, Польщі та інших країнах після радянської окупації, не було реального визвольного руху або значного просування прав людини. Усі ці проблеми ці люди привезли з собою, коли переїхали до Берліна у 1990-х і 2000-х роках.

Тепер існує нове покоління українців, таких як я, які виросли на цінностях свободи, незалежності та демократії, що включають боротьбу за права людини. Ми хотіли більшого. У школі ми вивчали лише українську та одну іноземну мову, залишаючись настільки узгодженими, наскільки це можливо. Тепер, із міграцією, є велика потреба повернути те відчуття дому. Це включає в себе права ЛГБТ+, рідну мову, рідну їжу та спільні цінності.

Однак ситуація в Берліні для українських ЛГБТ+ осіб була складною. Існуючі ЛГБТ+ спільноти в Берліні переважно були російськомовними і мали труднощі з урахуванням потреб українців. Те саме сталося з польськомовною спільнотою, яка теж є надто малою і скоріше невидимою. Це призвело до почуття ізоляції серед українських ЛГБТ+ осіб, які опинилися між культурними та мовними бар'єрами.

Ви можете запитати, які конкретні потреби має українська ЛГБТ+ спільнота, що потребують окремих організацій і просторів. Відповідь полягає в кількох ключових сферах, що постали з особистого досвіду та з того, що я дізнався від своїх друзів:

  1. Деколонізація минулого: Існує сильна потреба в деколонізації нашої історії та дослідженні гомосексуальності в історичні періоди, такі як Гетьманат, Українська Народна Республіка та радянська окупація. Розуміння нашого минулого, вільного від тіні російського імперіалізму, має вирішальне значення для формування сильної і гордої української ідентичності в межах ЛГБТ+ спільноти.
  2. Мовні та культурні бар'єри: Мовні та культурні бар'єри, які відділяють нас від інших спільнот, створюють додатковий потенціал для консолідації української ЛГБТ+ спільноти в Берліні. Наша мова — це більше, ніж просто засіб спілкування; це важлива частина нашої ідентичності та нашого зв’язку з батьківщиною. Культурне розуміння та спільний досвід допомагають розвивати відчуття приналежності, що є важливим для будь-якої мігрантської спільноти.
  3. Видимість ЛГБТ+ солдатів з України: Видимість ЛГБТ+ солдатів з України розбудила багатьох геїв, лесбійок, бі-, транс- та інших людей в Україні. Ці солдати показали, що належність до ЛГБТ+ спільноти не обов’язково означає притримування лівих поглядів; також існують консервативні або центристсько-ліберальні погляди в межах цієї спільноти. Їхня мужність у боротьбі за незалежність України, одночасно представляючи ЛГБТ+ спільноту, була надихаючою і допомогла поставити під сумнів стереотипи та розширити розуміння того, що значить бути ЛГБТ+ в Україні.
  4. Вплив російсько-української війни: Триваюча російсько-українська війна змусила багатьох українців, зокрема й у ЛГБТ+ спільноті, боротися за свої права як вдома, так і в нових країнах. Ця боротьба часто ведеться незалежно, без підтримки «старшого брата», лише на власні сили та ресурси. Війна підкреслила важливість солідарності та взаємної підтримки в межах української ЛГБТ+ спільноти, як в Україні, так і за кордоном.

Поки цей простір продовжує розвиватися, ми можемо спостерігати зміни та прогрес. Наприклад, на Берлінському Прайді (CSD) був ще один український вантажівка, і багато людей були одягнені в українські кольори, щоб продемонструвати свою підтримку українській ЛГБТ+ спільноті, як це відбувається на Прайдах у Києві чи Харкові. Ця видима присутність на такій важливій події підкреслює зростаюче визнання та солідарність у ширшій спільноті.

Також існує дуже цікава і відносно нова організація під назвою KwitneQueer, яка робить значні кроки для підтримки української квір-спільноти в Берліні. Крім того, існують організації, що підтримують ВІЛ+ осіб, надаючи важливу допомогу та ресурси. Ці організації не тільки надають життєво важливі послуги, але й дають нам надзвичайний погляд на різноманітність української квір-спільноти в Берліні. Вони показують нам, наскільки різними й багатогранними є українська спільнота, і водночас, наскільки єдиною залишається ця різноманітна група за будь-яких обставин.

Особливо KwitneQueer став маяком надії та єдності для багатьох. Він символізує розквіт нової української ідентичності в межах квір-спільноти — ідентичності, яка є гордою, стійкою та інклюзивною. Забезпечуючи простір для українських ЛГБТ+ осіб, де вони можуть зв’язатися, поділитися досвідом і підтримати один одного, KwitneQueer сприяє формуванню сильнішої, згуртованішої спільноти. Їхня діяльність виходить за межі соціальних зустрічей; вони займаються адвокацією, освітою та збереженням культури, щоб забезпечити, що українські квір-голоси почуті й поважаються як всередині, так і поза спільнотою.

Стійкість української ЛГБТ+ спільноти в Берліні є свідченням сили та рішучості її членів. Незважаючи на виклики, пов’язані з мовними бар'єрами, культурними відмінностями та триваючим конфліктом в Україні, ця спільнота змогла знайти своє місце в одному з найбільш різноманітних і динамічних міст світу. Це простір, де українські квір-люди можуть відчувати себе вдома, навіть далеко від своєї батьківщини.

На завершення можна сказати, що українська ЛГБТ+ спільнота в Берліні не просто виживає; вона процвітає. Завдяки організаціям, таким як KwitneQueer, і видимій підтримці на таких заходах, як Берлінський Прайд, ця спільнота утверджує свою присутність і претендує на своє місце в ширшому ландшафті ЛГБТКІА+. Подорож ще далеко не завершена, але кожен крок уперед — це перемога за права людини, збереження культури та незламний дух народу, який відмовляється бути пригніченим чи знищеним. Разом ми продовжуємо будувати дім далеко від дому — місце, де ми можемо бути собою, говорити нашою мовою, ділитися нашою культурою та підтримувати один одного в тривалій боротьбі за рівність і справедливість.

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