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Miranda, Carrie und Charlotte in And Just Like That
© Bild: HBO Max

Sex and the City: Um Freundschaft ging es dann doch nicht wirklich

Sex and the City wurde uns seit ihrem Start als Hymne auf Freundschaft verkauft. Vier Frauen, die sich Soulmates nennen, voreinander kein Blatt vor den Mund nehmen und in Manolos durch Manhattan klackern. Die große Liebe? Nett, aber eigentlich ging es um Wahlfamilie – so zumindest das Versprechen.

Doch im Finale 2004 standen sie nicht Hand in Hand, sondern brav zu zweit im Hafen der vertrauten Monogamie. Charlotte fand ihr Glück mit Harry, Carrie zähmte Big nach sechs Staffeln, Miranda und sogar Samantha wurden domestiziert – durch Kind und Krebs. Von der angeblichen Priorität der Freundschaft blieb wenig übrig.

Das Spin-off And Just Like That hätte das korrigieren können – eine Show für Millennial-Frauen und schwule Männer, die längst wissen: Freundschaften tragen oft mehr als jede Ehe. Doch statt Soulmates gibt’s Luxury Porn, leere Phrasen und erneut ein erzwungenes Happily Ever After. Charlotte lebt weiter ihr Märchen, Miranda outet sich queer, nur um bei einer biederen Britin zu landen, die ihrem Gin mehr nachtrauert als ihrer alkoholkranken Freundin ein empathisches Ohr zu schenken, Seema – als Samantha-Ersatz eingeführt – wird fix verkuppelt, und LTWs angedeutete Ehekrise bleibt Staffage.

Und Carrie? Das einstige ultimative Single Girl! Nach Bigs Tod, nach Aidans Rückkehr und erneutem Abschied scheint kurz ein Funke Selbstbestimmung aufzuleuchten – doch er erlischt. Was als empowernde Storyline hätte strahlen können, wirkt trist und uninspiriert. Während im Serienfinale alle Freundinnen mit Partner*innen beschäftigt sind, tanzt Carrie einsam anmutend durch ihr Millionen teures Townhouse. Ein unwürdiges Ende für eine Figur, die einst das Poster Girl für selbstbestimmtes Single-Sein war.

Was als Ode an Freundschaft im Alter hätte glänzen können, endet erneut als Plädoyer fürs Pärchen. Eine Serie, die Freundschaft versprach, verkauft uns am Ende doch nur wieder die romantische, konservative Zweierkiste. Von einem queeren Showrunner hätte man mehr erwartet. Oder um es mit Samantha zu sagen: „Women are for friendships, men are for f*****.“ Die Serie jedenfalls hat dieses Credo längst vergessen.