Liebe PINK.LIFE-Leser*innen,
Wokeness – ein Wort, das wie ein Blitzschlag durch die queere Community in Deutschland zuckend die Gemüter erhitzt. In einem Land, in dem Vielfalt in vielen, vor allem westlichen Teilen, gefeiert wird, ist es entscheidend, die Nuancen und Spannungen zu verstehen, die hinter diesem Begriff stecken. Von lesbischen und schwulen Perspektiven bis hin zu inter- und transidenten Lebensrealitäten: Die Kultur des Lebens und die damit verbundenen Herausforderungen verlangen nach einer kritischen Auseinandersetzung. Ich bin der Frage nachgegangen, wie das Streben nach Gleichheit und Akzeptanz inmitten von Missverständnissen und Vorurteilen von Bedeutung ist und wie wir es vor allem in der queeren Community als Schimpfwort entkräften können.
Die Ursprünge des Begriffs Wokeness und seine Bedeutung in Deutschland
Der Begriff Wokeness hat seine Wurzeln in der afroamerikanischen Kultur und entwickelte sich während der Bürgerrechtsbewegung in den USA in der Mitte des 20. Jahrhunderts im Kampf gegen Rassismus und soziale Ungerechtigkeit Im Zuge der Black-Lives-Matter-Bewegung seit 2013 und insbesondere nach dem Mord an George Floyd im Jahr 2020 rückt der Begriff wieder stärker ins öffentliche Blickfeld, auch in Deutschland. In der letzten Zeit findet er vor allem in den sozialen Medien wie häufig Verwendung, beispielsweise unter den Hashtags #woke und #staywoke. Von der eigentlichen Bedeutung "aufgeweckt, aufgewacht" ist "woke" in seiner aktuellen Verwendung längst entfernt. Vielmehr ist daraus ein umkämpftes Schlagwort geworden: auf der einen Seite als positive Selbstbezeichnung, auf der anderen Seite als abwertende Fremdbezeichnung. Heute ist er ein Sammelbegriff, der auch die queere Community umfasst, die sich für Vielfalt und Gleichberechtigung einsetzt. Wokeness polarisiert die Gesellschaft, und das nicht ohne Grund. Es gibt Befürworter und Gegner, wie die folgende Aufzählung darstellen soll:
Wokeness und die queere Community
Die Auseinandersetzung mit Wokeness ermöglicht es also, die unterschiedlichen Lebensrealitäten zu beleuchten und Raum für Dialog zu schaffen. Wie aber können wir sicherstellen, dass das Leben queerer Menschen nicht zum Spielball eines missverstandenen Begriffs wird? Die Vielfalt innerhalb der LGBTIQ+ Gemeinschaft zeigt auf, wie wichtig es ist, sich gegen Diskriminierung und Vorurteile zu positionieren, denn der Begriff «woke« wird von kritischen Stimmen genutzt, um die Anliegen von lesbischen, schwulen, trans- und intergeschlechtlichen Personen zu delegitimieren oder zu stigmatisieren. «Woke« ist heute nicht nur ein Schlagwort, sondern wird regelrecht als Kampfbegriff – selbst in der queeren Community – missverstanden, was die Debatte über identitäre Themen zusätzlich anheizt. Warum? Nun, der Begriff "woke" hat sich in der Community vom ursprünglich positiven Ausdruck für bewusstes Engagement gegen Ungerechtigkeiten zu einem Schimpfwort entwickelt, da er oft als übertriebene Rhetorik oder heuchlerisch wahrgenommen wird. Und viele Stimmen, die ich persönlich bei meiner Recherche gesprochen habe, empfinden, dass die Fokussierung auf "woke" Themen von echten, tiefgreifenden sozialen Veränderungen ablenkt und in oberflächliche Diskussionen führt.
Der Spannungsbogen liegt also zwischen aktivistischer Identitätspolitik und der Sorge um die tatsächliche Wirkkraft in der Bekämpfung von Diskriminierung und Ungleichheit. Diese Gratwanderung spiegelt nicht nur eine Frage nach Identität wider, sondern sie ist auch ein Aufruf zur aktiven Teilnahme an gesellschaftlichen Veränderungen. Die Kultur der queeren Community ist stark geprägt durch den Wunsch nach Antidiskriminierung und Solidarität, was in vielen Beratungsangeboten sichtbar wird. Also sind eine differenzierte Beratung und Bildung unerlässlich, um ein besseres Verständnis für queere Lebensrealitäten zu fördern. Die Herausforderung liegt allerdings darin, die Sprache um den Begriff «woke« zu entschlüsseln und den ursprünglichen Sinn von Wokeness – das Streben nach Gleichheit und Solidarität – wiederherzustellen, denn Wokeness beschreibt letztlich den unermüdlichen Kampf für Gleichheit und Akzeptanz.
Mein Fazit: Die oben beschriebene Ambivalenz führt zu einer dringenden Diskussion darüber, ob Wokeness ein Werkzeug der Befreiung oder ein Instrument der Ausgrenzung ist – eine Frage, die uns alle betrifft! Die Herausforderung liegt darin, Wokeness als ein Werkzeug für positive Veränderungen zu nutzen und gleichzeitig die kritischen Stimmen ernst zu nehmen, die ihn als Kampfbegriff wahrnehmen oder als Schimpfwort benutzen. In der Kunst und Kultur haben wir es in der Hand, Sprache je nach Bedarf adäquat und zielgerichtet sachlich oder emotional zu nutzen. Achten wir also achtsam darauf, wie wir sie mit allen Farben einsetzen, damit wir uns selbst nicht zu ihrem Spielball machen und uns selbst dementieren!
Samuel Coenigsberg, Gastautor
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